In einem aktuellen Beitrag auf www.radio-koeln.de zu der Diskussion um den Umgang von katholischen Krankenhäusern (Heilig-Geist-KH Longerich und Vinzenz-KH Nippes) mit vergewaltigten Frauen ist folgendes zu lesen:

„Beide Kliniken sind allerdings nicht aus dem Programm zur Spurensicherung nach Vergewaltigung ASS ausgestiegen. Das haben sowohl Klinikleitung als auch das klinische Ethik-Komitee bekräftigt. Wie die Ethikbeauftragte Radio Köln sagte, sei die Teilnahme und das Angebot ausdrücklich gewollt. Vielmehr sei man vom Notruf für vergewaltigte Frauen von der Internetseite entfernt worden. Nach Meinung des Notrufs sei das Betreuungsangebot durch das Fehlen der „Pille danach“ nicht vollständig.“

Dies entspricht nicht den Gegebenheiten. Hier unsere Richtigstellung:

Der Notruf für vergewaltigte Frauen koordiniert und organisiert – übrigens ehrenamtlich – als Mitglied eines Arbeitskreises die ASS (Anonyme Spurensicherung nach Sexualstraftaten) in Köln. Der Verein hat im Zusammenhang mit einer Beteiligung an der ASS nichts eigenmächtig entschieden – im Gegenteil ist ein Oberarzt einer der beiden Kliniken bereits im März 2012 an uns herangetreten und hat uns darüber informiert, „dass unsere Abteilung ab sofort keine Untersuchungen an Patientinnen nach einer Sexualstraftat mehr durchführt“ (Zitat aus dem Schreiben vom 30.3.2012). Begründung: „Unser Träger hat die Verordnung der Postexpositionsprophylaxe (Pille danach) auch in diesem Zusammenhang untersagt. Eine alleinige körperliche Untersuchung und Spurensicherung ohne das Angebot zur Postexpositionsprophylaxe ist aus ärztlicher Sicht sowohl medizinisch als auch ethisch nicht vertretbar. Daher sollten Patientinnen zukünftig in einer Einrichtung betreut werden, die eine umfassende Versorgung in einer Hand gewährleistet“. Uns war bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht bewusst, dass die Vergabe der Pille danach in katholischen Einrichtungen im Zusammenhang mit Vergewaltigungen ein Problem darstellt. Das Anliegen des Arbeitskreises ASS war und ist es jedoch, den betroffenen Frauen in Köln ein Angebot zur Verfügung zu stellen, das klar und einheitlich ist, damit die zusätzliche Belastung nach dem traumatischen Erlebnis so gering wie möglich bleibt. Viele Telefonate mit unterschiedlichen Hierarchie-Ebenen der beiden Krankenhäuser konnten letztlich keine Veränderung der – unbefriedigenden – Situation herbeiführen, von beiden Häusern wurde bestätigt, dass die Kooperation im Rahmen der ASS damit leider beendet sei. Im September 2012 gab der Arbeitskreis ASS eine Pressemitteilung heraus, in der u.a. diese Veränderung bekannt gegeben wurde. Beiden Kliniken wurde diese PM zur Information zugeschickt, verbunden mit einem Dank für die bisherige Zusammenarbeit. Die ASS-Flyer wurden überarbeitet und neu aufgelegt und die Kisten mit den ASS-Untersuchungs-Sets wurden aus den Kliniken abgeholt. Es ist uns nicht bekannt, welches Interesse die Klinikleitung und das klinische Ethik-Komitee jetzt damit verfolgen, die im Artikel genannten Behauptungen aufzustellen. Von Seiten des Arbeitskreises gab es kein Bestreben, die katholischen Kliniken auszuschließen, deren Aussteigen wurde im Gegenteil zunächst bedauert. Die Argumentation der Ärzteschaft war für uns jedoch nachvollziehbar und einleuchtend, vor allem weil wir bis dahin ja nichts davon gewusst hatten, dass den katholischen Kliniken untersagt ist, in Vergewaltigungsfällen die Pille danach auszugeben.

Freitag, 18.1.2013

Richtigstellung z. Thema ASS